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Organisationale Gefährdungsbeurteilung Psychischer Belastungen

Die Organisationale Gefährdungsbeurteilung Psychischer Belastungen (im Weiteren kurz: OGPB) ermöglicht die fundierte Einschätzung von generellen psychischen Belastungen, die aus der beruflichen Tätigkeit resultieren. Mittels einer systematischen Befragung der Organisationsmitglieder kann eine fundierte Bestandsaufnahme der bestehenden psychischen Gefährdungsfaktoren erfolgen.

Auf Basis der resultierenden Ergebnisse sollten in einem weiteren Schritt geeignete Präventions- und Interventionsmaßnahmen abgeleitet werden. Somit wird Organisationen durch die Gefährdungsbeurteilung ermöglicht, ihre Beschäftigten zu schützen sowie Kosten (z.B. durch die Verringerung von Fehlzeiten) zu reduzieren.



Die OGPB umfasst 41 Items, die als Aussagen formuliert sind und bei denen die teilnehmende Person jeweils angibt, inwieweit die Aussagen auf sie zutreffen. Die Bearbeitungszeit beträgt in der Regel 5-10 Minuten.

Die Items beziehen sich in Anlehnung an die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA, 2022) auf insgesamt sieben Bereiche, wie z.B. Arbeitszeit, Arbeitsumgebung und Soziale Beziehungen.

Zudem können allgemeine Fragen, z.B. nach Abteilung und Tätigkeitsbereich ergänzt werden, um gezielte Auswertungen und Vergleiche verschiedener Organisationseinheiten oder Beschäftigtengruppen zu ermöglichen.



Die Gesundheit der Beschäftigten stellt für den Erfolg von Organisationen eine zentrale Voraussetzung dar: Sie fördert Zufriedenheit und Identifikation mit der Organisation. Zudem ist ein hoher Krankenstand mit vielen Kosten für die Organisation verbunden. Daher ist die Gesundheit - und somit auch die psychische Gesundheit - der Mitarbeitenden für Organisationen von besonderer Relevanz.

Seit 2013 sind Organisationen gemäß Arbeitsschutzgesetz dazu verpflichtet, bei der betrieblichen Gefährdungsbeurteilung auch solche Gefährdungen zu berücksichtigen, die aus der psychischen Belastung am Arbeitsplatz resultieren (§ 5 Abs. 3 ArbSchG). Gleichwohl findet die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen in der betrieblichen Praxis bislang eher selten Anwendung, obwohl sie für die Organisation und somit auch für die Mitarbeitenden einen großen Mehrwert bieten kann. Mithilfe der Ergebnisse können Beschäftigte geschützt und die finanziellen Belastungen für Organisationen gesenkt werden.

Die Bedeutung der Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung lässt sich dabei anhand aktueller Zahlen verdeutlichen: Im Jahr 2023 resultierten im Schnitt 323 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherte aufgrund psychischer Erkrankungen, die damit als dritthäufigste Ursache für die meisten Fehltage im Job einhergehen. Außerdem ist ein wenig erfreulicher Trend zu verzeichnen, als die Anzahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten zehn Jahren um 52% gestiegen ist (DAK Psychreport, 2024).

Die OGPB umfasst insgesamt sieben Bereiche in Anlehnung an die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA, 2022): Arbeitsinhalte/-aufgabe, Arbeitsorganisation, Arbeitszeit, Soziale Beziehungen, Arbeitsumgebung, Arbeitsmittel sowie Allgemeine Angaben zur Zufriedenheit und zur Arbeitsstelle. Dabei eignet sich das Instrument zur Erhebung mit Blick auf spezifische Tätigkeitsbereiche, einzelne Teams bis hin zur gesamten Organisation.

  • Klärung bestehender Anzeichen für psychische Belastungen
  • Identifikation von Handlungsbedarfen in bestimmten Organisationseinheiten oder Tätigkeitsbereichen

Die OGPB dient dazu, Anzeichen von psychischen Gefährdungsfaktoren zu identifizieren, um darauf aufbauend Maßnahmen ableiten zu können.

Fazit: Der Einsatz des Instruments soll zur Gesundheit der Beschäftigten und zur förderlichen Arbeitsgestaltung beitragen. Zusätzlich können durch geeignete Interventionen Belastungen für Organisationen reduziert werden, indem beispielsweise Kosten durch psychisch bedingte Personalausfälle gesenkt werden. Demnach kann OGPB nicht nur zur Mitarbeitendenzufriedenheit sondern auch zur Leistungsfähigkeit der Organisation beitragen.

Der Einsatz der OGPB empfiehlt sich u. a. bei Fragestellungen in Bezug auf die Organisationsentwicklung und das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM).

Die Durchführung der OGPB ermöglicht die standardisierte Erfassung des Ist-Zustandes hinsichtlich relevanter psychischer Gefährdungsfaktoren. Das Instrument sollte nach einer Initialdurchführung in regelmäßigen Abständen wiederholt eingesetzt werden. Hierdurch wird zum einen der Gesetzeslage entsprochen und zum anderen die Evaluation der Wirksamkeit vorgenommener Maßnahmen ermöglicht.

Das Instrument kann hinsichtlich ausgewählter Tätigkeitsbereiche, für bestimmte Organisationseinheiten (z.B. Abteilungen) und auch auf organisationaler Ebene für sämtliche Beschäftigte eingesetzt werden.

 

Exkurs: Psychische Belastung versus psychische Beanspruchung

Unter psychischer Belastung versteht man die „Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und diesen psychisch beeinflussen“ (Metz & Rothe, 2020, S.4). Dabei liegt der Fokus auf der Ermittlung von generellen Belastungen, die aus der beruflichen Tätigkeit resultieren können. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei der psychischen Beanspruchung um die direkten Auswirkungen von Belastungen in Bezug auf eine bestimmte Person und fokussiert somit, wie beanspruchend die berufliche Tätigkeit von dieser Person wahrgenommen wird.

Die Befragungsdaten werden generell anonym erhoben und verarbeitet. Für jede einzelne Aussage werden Ergebnisse ausgegeben, indem die relativen Antworthäufigkeiten der Beschäftigten je Tätigkeitsbereich oder Organisationseinheit sowie auf organisationaler Ebene über alle Teilnehmenden hinweg dargestellt werden. Somit können potenzielle Belastungen auf Itemebene identifiziert werden. Darüber hinaus werden in einer Gesamtübersicht die Itemmittelwerte je Tätigkeitsbereich bzw. Organisationseinheit und für die Gesamtorganisation tabellarisch gegenübergestellt. Zudem enthalten die Ergebnisse grundlegende Informationen wie z. B. den Befragungszeitraum, die Rücklaufquote und Teilnehmendenzahl.

Die Ergebnisse werden nach Absprache in der Regel innerhalb von 3-4 Wochen nach Befragungsende zur Verfügung gestellt.

Die Durchführung der OGPB ist für Sie derzeit und bis auf Weiteres vollständig kostenfrei.

Um die Gewährleistung hoher wissenschaftlicher Standards sicher zu stellen, möchten wir uns im Rahmen der Weiterentwicklung des Instruments OGPB auf eine große Datenbasis stützen. Wir bieten Ihnen die Möglichkeit einer kostenfreien Durchführung, da Sie mit der Verwendung unseres Instruments gleichsam unsere wissenschaftliche Arbeit unterstützen.

Falls Sie Interesse am Einsatz der OGPB in Ihrer Organisation haben, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme an bip@rub.de. Anschließend richten wir gern eine entsprechende Onlineplattform mit den von Ihnen gewünschten Spezifikationen ein.